Voraussetzungen: Wer kann in der Medizinforschung tätig sein?
Ob an der Universität oder der außeruniversitären Forschungseinrichtung: Eine Promotion ist für die akademische Karriere unabdingbar. Auch in der freien Wirtschaft, also beispielsweise bei Pharmaunternehmen oder Biotechfirmen, ist ein Doktortitel in der Regel Voraussetzung oder zumindest von Vorteil für eine Anstellung. Der Fachbereich ist dabei abhängig vom Forschungsgebiet.
In der Grundlagenforschung und präklinischen Phase sind beispielsweise Molekularbiologen, Genetikerinnen, Biochemiker, Immunologinnen, Neurowissenschaftler, Psychologinnen und selbstverständlich Mediziner forschend tätig – vom wissenschaftlichen Mitarbeiter über Postdocs bis hin zum Professor.
In der klinischen Phase, in der die neuartigen Substanzen am Menschen erprobt werden, sind zum einen forschende Ärzte und Ärztinnen der jeweiligen Uniklinik beteiligt. Auch auf Seiten der Pharmaunternehmen gibt es Humanmediziner, die die Studien koordinieren und betreuen. Zum anderen sind viele (meist promovierte) Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler wie Biologen oder Chemiker an der Durchführung und Auswertung der klinischen Prüfungen beteiligt. Ist die Marktreife absehbar, kommen auch sogenannte Medical Manager oder Medical Science Liaison Manager ins Spiel, die unter anderem Ärzte, Kliniken und auch Zulassungskommissionen über die Studienergebnisse und die Wirkung des Arzneimittels informieren und so die Vermarktung vorbereiten oder schließlich betreuen. Auch sie haben in der Regel einen naturwissenschaftlichen Background.
Voraussetzung für das Arbeiten in der medizinischen Forschung ist aber nicht nur die fachliche Expertise; die Freude am Forschen und Entwickeln ist unabdingbar. Zudem ist die Fähigkeit zum strukturierten, zielgerichteten Arbeiten – auch innerhalb strenger Kosten- und Zeitpläne – in einem Team Voraussetzung. Genau wie hervorragende Englischkenntnisse: Forschungsteams sind häufig international besetzt, und auch die Fachpublikationen werden in der Regel in englischer Sprache verfasst.
Aufgaben in der Medizinforschung
Die Aufgaben in der medizinischen Forschung sind ebenso vielfältig wie der Forschungsbereich selbst. Konkrete Angaben sind deshalb nicht möglich. Das Spektrum reicht von der Bedarfsanalyse und der Entwicklung von Lösungsansätzen über die Laborarbeit in all ihren Facetten bis hin zur Planung, Durchführung, Analyse und Auswertung klinischer Tests. Die Aufgaben hängen sowohl vom Fachgebiet als auch der Position ab.
Neben der eigentlichen Forschungsarbeit können je nach Position aber auch die Finanzierung (beispielsweise die Akquise von Drittmitteln), die Erstellung und Verantwortung für die Einhaltung eines Zeitplans, Literaturrecherche, die Publikation der Forschungsergebnisse oder die Teilnahme an Kongressen zu den Aufgaben gehören. Gleiches gilt auch für den Austausch etwa mit der Projektleitung und Führungsetage, anderen Forschungseinrichtungen oder kontrollierenden Gremien.
Karriereperspektiven und Gehalt
Nicht zuletzt aufgrund des demografischen Wandels gehört die medizinische Forschung zu den prosperierendsten und auch innovativsten Forschungsgebieten. Eine bezahlbare Gesundheitsversorgung und die Erhaltung beziehungsweise Verbesserung des Gesundheitszustandes der Bevölkerung ist eine der großen, essenziellen Aufgaben für die Zukunft. Ob in der Medikamentenforschung, der Diagnostik und Therapie oder in der Medizintechnologie: Wissbegierige, kreative, qualifizierte Köpfe sind begehrt.
Vor allem im Bereich der Hochschulmedizin fehlt es an Nachwuchskräften, da sich nur vergleichsweise wenige Medizinstudentinnen und Medizinstudenten für eine wissenschaftliche Karriere entscheiden – der Spagat zwischen Forschung und Patientenversorgung an Unikliniken ist sehr arbeitsintensiv. Hinzu kommt, dass intensiv forschende Ärzte und Ärztinnen nach dem jeweiligen Tarifvertrag der Länder (TV-L, in Hessen TV-H) bezahlt werden – und somit nach Angaben des Marburger Bundes je nach Bundesland bis zu 2.000 Euro weniger brutto pro Monat erhalten als ihre Kollegen, die sich vornehmlich um Patienten kümmern. Deren Verdienst ist im Tarifvertrag für Ärztinnen und Ärzte an den Universitätskliniken geregelt.
Wie die forschenden Mediziner werden auch ihre Hochschulkollegen in anderen Fachbereichen wie Physik, Chemie, Biologie, der IT oder den Ingenieurswissenschaften, die in der medizinischen Forschung tätig sind, nach den jeweiligen Landestarifverträgen bezahlt. Je nach Aufgabenfeld und Zuständigkeiten werden die Wissenschaftler den Entgeltgruppen E 13, E 14 und E 15 zugeordnet. Sie verdienen abhängig von Position und Berufserfahrung zwischen etwa 49.000 und 82.000 Euro (TV-L Stand 2021). Das Gehalt von verbeamteten Professoren richtet sich nach der W-Besoldung und kann bis zu 96.000 Euro brutto pro Jahr betragen (Grundgehalt). Wissenschaftler, die an außeruniversitären Instituten wie einem der Max-Planck-Institute forschen, werden nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) in vergleichbarer Höhe entlohnt.
Forschende, die in der privaten Wirtschaft tätig sind – etwa bei Pharmaunternehmen oder Firmen und Start-ups im medizintechnologischen Bereich – können ihre Gehälter frei verhandeln. In der Regel liegen diese höher als im öffentlichen Dienst. Ausführliche Informationen zu den Gehältern in der Forschung finden Sie in im academics-Ratgeber „Gehalt in Forschung & Entwicklung”.