Gefragte Qualifikationen und Soft Skills von Geisteswissenschaftlern
Neben dem inhaltlichen Fachwissen eignen sich Studierende der Geisteswissenschaften in ihren Studiengängen zahlreiche wertvolle Fähigkeiten an, die auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt sind.
Das sind zum einen sprachliche Kompetenzen, denn im Zentrum geisteswissenschaftlicher Fächer steht die Arbeit mit Texten, von der Auswertung von Forschungstexten über die Recherche in Rechtstexten und das Analysieren von Romanen bis hin zum Verfassen eigener wissenschaftlicher Arbeiten.
So entwickeln Geisteswissenschaftler darüber hinaus die Fähigkeit zur methodischen Arbeitsweise und zum analytischen Denken sowie eine ausgeprägte Problemlösungskompetenz. Sie arbeiten in der Regel sorgfältig und sind in der Lage, komplexe Fragestellungen eigenständig zu bearbeiten und vorhandenes Wissen auch auf andere Bereiche zu übertragen. Zu ihren Soft Skills zählen unter anderem:
- Empathie
- Kommunikationsfähigkeit
- Organisationsfähigkeit
- Teamfähigkeit
- Belastbarkeit/Stressresistenz
- Motivationsfähigkeit/Engagement
Entscheidend ist für Geisteswissenschaftler beim Berufseinstieg die Frage: Worin bin ich besonders gut? Wer seine persönlichen Fähigkeiten, sein Alleinstellungsmerkmal, genau kennt und mit Flexibilität und Kreativität an die Jobsuche herangeht, wird fündig werden. Eine Potenzialanalyse kann helfen, die individuellen Qualifikationen zu identifizieren:
In welchen Branchen arbeiten Geisteswissenschaftlerinnen?
Laut des Mikrozensus 2019, einer repräsentativen Umfrage des Statistischen Bundesamts, arbeitete 2018 mehr als die Hälfte von insgesamt über 400.000 Absolventen aus den Geisteswissenschaften in Branchen, die idealtypisch für ein Studium der Geisteswissenschaften sind.
Hierzu zählte mit knapp 118.000 Erwerbstätigen vorrangig das Bildungswesen, gefolgt von 29.000 Erwerbstätigen in Medien-Unternehmen (Verlage, Funk und Fernsehen), 22.000 in Kunst und Kultur sowie 15.000 Personen, die in den Bereichen Dolmetschen und Übersetzen beschäftigt waren. 22.000 Geisteswissenschaftler/-innen waren im öffentlichen Dienst beschäftigt. Außerhalb des öffentlichen Sektors waren weitere 8.000 mit Forschungsaufgaben betraut.
Fachferne Einsatzmöglichkeiten für Geisteswissenschaftler
Abgesehen von diesen für die Geisteswissenschaften typischen Branchen finden sich auch Einsatzmöglichkeiten, die einen weniger starken Bezug zu den Studieninhalten aufweisen. So waren 2018 32.000 im Verarbeitenden Gewerbe und 30.000 im Handel tätig. Weitere Geisteswissenschaftler arbeiteten im Gesundheits- und Sozialwesen, andere bei Dienstleistungsunternehmen wie z. B. Reisebüros, Reiseveranstaltern, Callcentern oder IT-Dienstleistern. In kleinerer Zahl waren sie bei Verbänden, Organisationen der kirchlichen Einrichtungen, in Unternehmenszentralen und -beratungen, im Gastgewerbe oder bei Werbebüros angestellt.
Berufe für Geisteswissenschaftlerinnen nach Fachbereichen
Absolventen und Absolventinnen der Geisteswissenschaften können in zahlreichen Branchen arbeiten. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten vor.
Kommunikations- und Medienwissenschaften
Studiengänge im Bereich Medien und Kommunikation beschäftigen sich mit der menschlichen Kommunikation sowie mit Funktionsweise, Wirkung und Einflüssen von Medien auf die Gesellschaft. Absolventinnen dieser geisteswissenschaftlichen Fachrichtung arbeiten unter anderem in:
- PR- und Werbeagenturen
- Verlagen, Redaktionen, Hörfunk- und Fernsehsendern
- Öffentlichkeitsabteilungen und Pressestellen von Unternehmen
- der Meinungsforschung
Kulturwissenschaften
Die Kulturwissenschaften befassen sich mit Kulturleistungen der menschlichen Gesellschaft wie Sprache, Literatur, Kunst, Musik, Religion oder Justiz- und Wirtschaftswesen. Geisteswissenschaftlerinnen mit einem kulturwissenschaftlichen Studienabschluss finden Jobs etwa in folgenden Bereichen:
- Marketing, Werbung und Journalismus
- Kultur- und Eventmanagement
- Bildungsarbeit
- Museen und Archiven
- Tourismus
Literaturwissenschaften und Philologie
Das literaturwissenschaftliche Studium beschäftigt sich mit historischen und modernen Texten und umfasst Teilgebiete wie Literaturgeschichte, Literaturtheorie und Literaturinterpretation. Die Philologie erforscht Texte in bestimmten Sprachen und wird den Sprach- und Literaturwissenschaften zugeordnet. Mit einem Abschluss in diesen geisteswissenschaftlichen Disziplinen arbeiten Absolventen beispielsweise:
- in Verlagen (z.B. im Lektorat)
- als Journalist oder Autorin
- in Pressestellen, PR- und Werbeagenturen
- in der Erwachsenenbildung
- in der Sprachforschung
Theologie
Das Theologiestudium setzt sich mit der Auslegung religiöser Schriften und verschiedenen Glaubensgemeinschaften auseinander und eröffnet Berufsmöglichkeiten beispielsweise in diesen Bereichen:
- kirchliche Bildungsarbeit (Erwachsenenbildung)
- Öffentlichkeitsarbeit
- Journalismus und Verlagswesen
- Politikberatung
- Kirchenverwaltung
Theater- und Musikwissenschaften
Theatergeschichte, Theatertheorie und Dramaturgie sind Teilbereiche der Theaterwissenschaften; die Musikwissenschaft erforscht Grundlagen, Erscheinungsformen und Wirkung von Musik wie etwa Harmonielehre. Geisteswissenschaftlerinnen dieser Fachrichtung sind unter anderem tätig in:
- Theater-, Film- und Fernsehproduktion
- Kunst- und Kulturmanagement
- Verlagen und Redaktionen
- Jugend- und Erwachsenenbildung
Kunstgeschichte
Die geisteswissenschaftliche Disziplin der Kunstgeschichte untersucht Theorie, Praxis und Geschichte von Architektur, Bildkunst und -medien sowie Kunsthandwerk. Jobs als Kunsthistoriker finden sich in:
- Verlagswesen und Journalismus
- Ausstellungswesen und Kunsthandel
- Denkmalpflege
- Museen
Archäologie
Die Archäologie erforscht – in Teilbereichen mit verschiedenen Schwerpunkten – die kulturelle Entwicklung der Menschheit. Arbeitsbereiche von Archäologinnen sind:
Geisteswissenschaftliche Berufe mit Zukunft
Die Geisteswissenschaft mit Zukunftsorientierung, die sogenannten „Digital Humanities“, verbinden die traditionellen Geisteswissenschaften mit der Informatik. Das heißt, die Studierenden lernen sowohl die Grundlagen von Informatik, Codierung und Co. als auch Inhalte aus beispielsweise Germanistik, Philosophie oder Soziologie.
Die Digital Humanities haben einen starken Anwendungsbezug. Absolventen haben somit zwar grundsätzlich Zugang zu den gleichen Berufsfeldern wie klassische Geisteswissenschaftlerinnen, verfügen aber über zusätzliche Qualifikation im technischen Bereich, die in der heutigen digitalisierten Welt sehr gefragt sind.
Geisteswissenschaftlerinnen: Die akademische Laufbahn
Absolventen eines geisteswissenschaftlichen Studiengangs haben ebenso die Möglichkeit, an der Universität zu bleiben, sich der Lehre und Forschung zu widmen und eine Promotion, Postdoc-Stelle oder Habilitation anzustreben.
Wer sich für diesen Karriereweg entscheidet, dem sollte allerdings bewusst sein, dass die berufliche Laufbahn unsicher ist, denn die Chancen auf eine Professur sind gering. Die Anzahl der Professuren im Bereich der Geisteswissenschaften ist etwa deutlich niedriger als in den Wirtschafts- oder Ingenieurwissenschaften (rund 5.000 gegenüber rund 15.000). Alternative, wissenschaftliche Karrierewege für junge Geisteswissenschaftlerinnen zur Habilitation sind die Juniorprofessur oder der Tenure Track.
Gehalt und Karriereperspektiven für Geisteswissenschaftlerinnen
Geisteswissenschaftler haben häufig einen holprigen Einstieg ins Berufsleben, viele starten als Quereinsteiger und folglich ist zumindest das Einstiegsgehalt bei ihnen in der Regel eher niedrig. Der tatsächliche Verdienst sieht von Fachbereich zu Fachbereich unterschiedlich aus, eine Promotion wirkt sich aber in jedem Fall positiv aufs Gehalt aus.