Was ist ein Boreout?
Ein, zwei Stündchen auf E-Mails antworten, kurz ein paar Telefonate führen – und dann: Füße hoch. Was nach einem entspannten Arbeitstag klingt, kann auf Dauer zum Problem werden. Denn wer seine Fähigkeiten im Job dauerhaft nicht unter Beweis stellen kann und stattdessen unterfordert ist, ist schnell frustriert, ein sogenannter Boreout droht.
Der Begriff leitet sich vom englischen Wort boredom ab, zu Deutsch: Langeweile. Unter Boreout leidet, wer sich im Arbeitsleben langweilt beziehungsweise extrem unterfordert fühlt. Damit ist das Boreout-Syndrom quasi das Gegenteil des Burnout-Syndroms – jedoch mit sehr ähnlichen Symptomen.
Boreout: Aktuelle Zahlen
Boreout ist weit verbreitet. Das zeigt die repräsentative Befragung „Arbeitszufriedenheit in Krisenzeiten“. Im Auftrag des Personaldienstleisters Avantgarde Experts befragte das Forschungs-, Daten- und Analyseunternehmen YouGov im Jahr 2022 hierzu 1.062 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Eine der Kernfragen der Untersuchung lautete „Wie sehr fordert Sie Ihr aktueller Job?“. Das Ergebnis zeigt: Vielen Angestellten droht nicht etwa ein Burnout, sondern ein Boreout:
- 25 Prozent der Befragten sind der Meinung, ihr Potenzial werde nicht ausgeschöpft.
- 13 Prozent finden, sie könnten wertvoller für das Unternehmen sein.
- Drei Prozent fühlen sich komplett unterfordert.
Das sind insgesamt 41 Prozent.
Viele sehen ihren Arbeitgeber in der Verantwortung für ihre Unterforderung, so die Studie. 35 Prozent der Befragten kritisieren, dass ihr Arbeitgeber nur schlecht die Bedürfnisse der Mitarbeitenden erkenne und beachte. Wundert es da, dass 18 Prozent der Befragten überlegen, innerhalb des nächsten halben Jahres den Job zu wechseln? Wohl kaum. Bei den 18- bis 34-Jährigen sind laut der Umfrage sogar 29 Prozent auf dem Sprung.
Ursachen für ein Boreout
Dauerhafte Unterforderung kann auf zwei Arten passieren: Bei der quantitativen Unterforderung ist für den Arbeitnehmenden schlicht zu wenig zu tun. Bei der qualitativen Unterforderung bleibt der Arbeitnehmende stets unter seinen Möglichkeiten. Das heißt, er kann seine Qualifikationen und sein Know-how gar nicht zeigen. So bleibt sein Potenzial ungenutzt.
Straining und Boreout
Wenn Arbeitgebende einen Boreout bewusst provozieren, spricht man von „Straining“. Diese besondere Form des Mobbings leitet sich vom englischen Verb to strain ab, was mit belasten, anstrengen übersetzt werden kann.
Straining bedeutet, dass einem Arbeitnehmer die Arbeitsinhalte bewusst entzogen werden. Betroffene werden mit voller Absicht von Aufgaben entbunden, von Meetings ausgeschlossen oder von Projekten abgezogen. Das hat zur Folge, dass sie sozial ausgegrenzt werden und anfangen, sich zu langweilen – mit oftmals ernsthalten Konsequenzen. Die Belastungssituation führt zu vermehrten Krankschreibungen und kann in einem Boreout enden.
In vielen Fällen kündigen Betroffene letztlich oder machen aufgrund der Stresssituation Fehler, die Arbeitgebende zur Kündigung veranlassen. Und damit erreicht der Arbeitgeber sein Ziel. Denn wer Straining betreibt, ist darauf aus, dass die Betroffenen aus dem Unternehmen ausscheiden.
So können Unternehmen Angestellte loswerden, die sie aufgrund des Arbeitnehmerschutzes nicht oder nicht abfindungsfrei kündigen könnten. Sie sollen Platz machen für Personen, die ihrer Ansicht nach besser in die Firma passen, etwa, weil sie günstiger sind.