Der Lebenslauf bei Medizinern
Universitätsklinik hier, Facharztausbildung da, Promotion dort: Ausbildung und vergangene berufliche Stationen chronologisch aufzulisten, beginnend mit der aktuellsten, reicht nicht. Damit der Empfänger der Bewerbung nicht nur Ort und Dauer einer Tätigkeit kennt, sondern sich ein Bild über die tatsächliche Arbeit machen kann, benötigt er Stichworte zu Zuständigkeiten und Arbeitsschwerpunkten. An dieser Stelle im Lebenslauf von Medizinern stehen zum Beispiel die spezielle Schilddrüsen-Sprechstunde oder die Organisation der wöchentlichen Team-Meetings.
Ehrenamtliches Engagement, nebenberufliche Fortbildungen oder private Interessen finden dann Platz im Lebenslauf von Ärzten, wenn sie Kompetenzen belegen, die für die ausgeschriebene Position von Bedeutung sind. Diese Aktivitäten außerhalb des engeren Job-Kontextes erzeugen ein facettenreicheres Bild der Persönlichkeit. Während Hobbys wie „Kochen“ oder „Lesen“ nur wenig über einen Menschen aussagen, weist beispielsweise die Tätigkeit als Nachwuchs-Leichtathletik-Coach auf besonderes Engagement und soziale Verantwortung hin - ein deutliches Plus bei einer Bewerbung als Mediziner. Bei diesen Angaben sollen Relevanz, Übersichtlichkeit und Wahrheit die Richtschnur sein.
Der Umfang des Lebenslaufs in der Medizin sollte bei maximal zwei Seiten liegen. Hinsichtlich der Schulbildung reicht die Angabe des höchsten Abschlusses aus. Bei erfahrenen Ärzten ist auch die Abiturnote nicht mehr relevant. Ähnliches gilt für Praktika und Famulaturen: Berufsanfänger geben sie selbstverständlich an. Liegen sie allerdings schon sehr weit zurück, werden sie im Lebenslauf nicht mehr erwähnt - es sei denn, sie sind fachlich für die neue Stelle relevant.
Checkliste für Ärzte: Zeugnisse und Zertifikate
- Zwischenzeugnis des aktuellen bzw. Arbeitszeugnis des letzten Arbeitgebers
- Häufig enthält die Stellenbeschreibung Formulierungen wie „Arbeitszeugnisse der vergangenen fünf Jahre“.
- Approbation
- Facharzt-Urkunde (außer die Bewerbung erfolgt auf eine Assistenzarztstelle mit Weiterbildung zum Facharzt)
- Promotionsurkunde (wenn vorhanden)
- V. a. bei leitenden Positionen wird die Promotion vorausgesetzt.
- Universitätsabschlusszeugnis
- Publikationsliste (v. a. bei Bewerbungen auf Stellen, die Lehr- und Forschungstätigkeit beinhalten)
- Famulatur- und PJ-Zeugnisse von Chef- oder Oberarzt (v. a. bei Bewerbungen zur Facharztausbildung)
- Angehende Mediziner sollten sich Zeugnisse mit konkreten Personenangaben ausstellen lassen, die mehr belegen als nur die bloße Anwesenheit.
- Zertifikate über Weiterbildungen (insbesondere dann, wenn sie für die ausgeschriebene Stelle relevant sind)
Das Bewerbungsgespräch in der Medizin
Neben den Dingen, die für Job-Interviews in anderen Branchen gelten - sich den Namen des Ansprechpartners merken, die eigenen Unterlagen kennen, nicht schlecht über den aktuellen Arbeitgeber reden, sich auf das Gespräch gut vorbereiten -, wird im Bewerbungsgespräch in der Medizin schwerpunktmäßig auf soziale Fähigkeiten und das persönliche Kennenlernen geachtet.
Fachinhalte werden oft nur für einen Überblick abgefragt: Mit welchen Krankheitsbildern hatten Sie zu tun? Welche Medikamente haben Sie dabei angewendet? Wie groß waren die Stationen, auf denen Sie bisher gearbeitet haben? Jetzt ist Gelegenheit, die im Bewerbungsschreiben bereits angerissene Motivation näher auszuführen: Warum haben Sie sich für den Arztberuf entschieden? Weshalb bewerben Sie sich ausgerechnet an dieser Klinik, auf diese Stelle, in dieser Praxis?
Es lohnt, sich vor dem Gespräch Gedanken zu folgenden Fragen zu machen: Welche Vorstellung haben Sie von Ihrer beruflichen Zukunft? Welche beruflichen Ziele verfolgen Sie? Wo sehen Sie Ihre größten Stärken und Schwächen? Was ist Ihnen im Job wichtig?
Aufgrund des Ärztemangels stellen aber nicht nur Chefärzte und Personaler die Fragen im Vorstellungsgespräch. Sich als Bewerber selbst nach Arbeitszeitmodellen, technischer Ausstattung, Forschungsprojekten oder dem Austausch zwischen Abteilungen zu erkundigen gibt einen besseren Eindruck von der möglichen zukünftigen Stelle. Zudem zeigt es dem Gegenüber konkretes Interesse, was positiv bewertet wird. Den authentischsten Eindruck vom potenziellen neuen Arbeitsplatz erhält man über einen Hospitationstag, der im Bewerbungsgespräch vereinbart werden kann.
Besonderheiten bei der Bewerbung als Arzt
Es ist von Rechts wegen verboten, beim Bewerbungsgespräch Fragen nach Schwangerschaft, Religions- oder Gewerkschaftszugehörigkeit sowie politischer oder sexueller Orientierung zu stellen. Gerade angehende Ärztinnen werden immer wieder mit Fragen zur Familienplanung konfrontiert. An dieser Stelle kann ohne schlechtes Gewissen gelogen werden, weil dies keine Konsequenzen nach sich zieht (z. B. spätere Kündigung bei Schwangerschaft). Alternativ sollte ein Hinweis genügen, dass darauf nicht geantwortet wird, weil die Frage nicht zulässig ist.
Wer seine Facharztausbildung noch vor sich hat, sollte bereits im Vorfeld der Bewerbung abklären, ob der potenzielle Arbeitgeber als Weiterbildungsstätte zugelassen ist. Darüber findet man in der Regel bei den zuständigen Ärztekammern nähere Angaben. Interessenvertretungen wie der Marburger Bund bieten regelmäßige Bewerbungstrainings für Mediziner unterschiedlicher Erfahrungsstufen an, in denen neben Anschreiben und Vorstellungsgespräch auch Besonderheiten beim Arbeitsvertrag oder Gehaltsvorstellungen bei Chefarztbewerbungen Thema sind.
Bewerber, die sich für eine Stelle als Ober- oder Chefarzt interessieren, müssen ihre wissenschaftliche Kompetenz und Lehrerfahrung sowohl im Anschreiben als auch im Lebenslauf herausstellen. Die Publikationsliste mit den für das Fachgebiet relevanten Veröffentlichungen ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil. Ebenso müssen geforderte Nachweise über Promotion oder Habilitation in der Bewerbung enthalten sein.