Open-Access-Publikationen: Chancen und Risiken
In den 2000er-Jahren haben wissenschaftliche Verlage begonnen, Publikationen im Open Access, also mit „öffentlichem Zugang“, zu veröffentlichen; 2008 gründeten sie die Open Access Scholarly Publishers Association (OASPA). Mittlerweile gibt es zahlreiche Verlage – von sehr großen Wissenschaftsverlagen bis hin zu kleinen Univerlagen – die Open-Access-Publikationen anbieten.
Wissenschaftliche Erkenntnisse werden somit ohne die sonst üblichen, teils hohen Lizenzgebühren für jedermann im Internet zugänglich. Sie können entgeltfrei gelesen, heruntergeladen, gedruckt, zitiert und verlinkt werden. Hierbei sorgen spezifische Lizenzen wie Creative-Commons-Lizenzen (CC-Lizenzen) dafür, dass die Rechte der Urheber dennoch gewahrt werden. Durch die größere Verbreitung steigt die Sichtbarkeit der Veröffentlichung und damit auch des Publizierenden.
Der leichtere Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen ist nicht nur für Forschende von Vorteil: Gibt es eine Verifikations- oder Korrekturfunktion, profitieren auch der Publizierende und die Fachgemeinschaft durch den Diskurs. Dieser Open, Post Publication oder Community Peer-Review gilt mittlerweile als anerkannter Qualitätssicherungsstandard.
Gemeinhin wird zwischen zwei Wegen des Open Access unterschieden:
- Der Goldene Weg – das Paper wird ausschließlich elektronisch publiziert (Erstveröffentlichung).
- Der Grüne Weg – der Aufsatz wurde bereits in Papierform veröffentlicht und nun in elektronischer Zweitveröffentlichung in frei zugänglichen Online-Archiven (Repositorien) oder auf der Website des Autors zugänglich gemacht. Die Rechte zur Weiterverwertung können hier durch den Publikationsvertrag mit dem Verlag eingeschränkt sein; durch Sperrklauseln ist manchmal auch erst eine spätere digitale Open-Access-Veröffentlichung möglich, sodass das Paper eventuell bereits veraltet ist.
Nachteil des Open Access: Kosten für den Autor oder dessen Arbeitgeber
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bewertet den Nutzen des Publizierens unter Open-Access-Bedingungen als immens und hat deshalb im Herbst 2020 neue Richtlinien beschlossen: DFG-geförderte Wissenschaftler sollen im Open Access publizieren; mit dem Programm „Open-Access-Publikationskosten“ gewährt sie wissenschaftlichen Einrichtungen zudem Zuschüsse für Veröffentlichungen – sowohl für Zeitschriftenartikel als auch Monografien.
Denn der große Nachteil des Verfahrens: Auch wenn beispielsweise Druckkosten wegfallen, entstehen den Verlagen doch Publizierungskosten, allein durch die Bereitstellung der nötigen digitalen Infrastruktur und die Qualitätssicherung. Da Einnahmen wie beispielsweise Abogebühren wegfallen, muss der Autor oder dessen Arbeitgeber für die Veröffentlichung aufkommen – statt eventuell sogar dafür honoriert zu werden. Viele Institutionen wie Bibliotheken oder Universitäten haben mittlerweile aber Fonds eingerichtet, aus denen Fördergelder für die Publikation beantragt werden können.
Hier ist Vorsicht geboten: Open-Access-Publikationen in Predatory Journals
Jede Medaille hat auch eine Kehrseite. So auch Open-Access-Publikationen: Sogenannte „Predatory Journals“, auf Deutsch „räuberische Fachzeitschriften“, werben oft aggressiv mit vermeintlich attraktiven Publizierungsangeboten. Gegen teils hohe Gebühren werden hier wissenschaftliche Paper veröffentlicht – häufig jedoch mit unzureichenden oder gar ganz ohne Peer-Reviews. Das heißt nicht, dass in Predatory Journals veröffentlichte Artikel unbedingt schlecht sind – ihre wissenschaftliche Güte wurde aber nicht überprüft.
Da permanent neue – und darunter auch durchaus seriöse – Fachzeitschriften auf den Markt kommen und somit die Einordnung nicht immer einfach ist, empfiehlt die Kampagne Think.Check.Submit folgende Checkliste:
- Kennen Sie oder Ihre Kollegen die Zeitschrift, finden Sie aktuelle Artikel im Netz?
- Können Sie den Verlag einfach identifizieren und kontaktieren?
- Macht die Zeitschrift klare Angaben zu ihrem Peer-Review-Verfahren?
- Werden die Artikel in Datenbanken indiziert, die Sie selber nutzen?
- Ist klar, welche Kosten anfallen werden?
- Erkennen Sie das Editorial Board? Haben Sie von den Mitgliedern schon einmal gehört und geben diese die Tätigkeit für die Zeitschrift auf Ihren eigenen Webseiten an?
- Ist der Verlag Mitglied einer anerkannten Initiative wie dem Committee on Publication Ethics (COPE) oder der Open Access Scholarly Publishers’ Association (OASPA)?
Wenn Sie diese Fragen nicht mit „ja“ beantworten können, sollten Sie von einer Veröffentlichung bei diesem Verlag absehen – oder zumindest noch einmal ganz genau nachhaken, um sie zu klären.