Wissenschaftliche Referenten können in vielen Bereichen Fuß fassen: Sie arbeiten an Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und in Wissenschaftsförderorganisationen wie etwa der Deutschen Forschungsgemeinschaft, aber auch im Politikbetrieb, zum Beispiel in Ministerien und Abgeordnetenbüros. "Die Tätigkeit als Wissenschaftlicher Referent ist kein gescheiterter Weg, sondern eine wichtige und attraktive Alternative zur wissenschaftlichen Karriere", sagt Mathias Pätzold, Generalsekretär der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen (WKN). "So bleibt man mit dieser Welt verbunden und arbeitet gleichzeitig in einem Berufsfeld, das stetig wächst", so Pätzold weiter.
Die WKN ist ein unabhängiges Expertengremium, das die niedersächsische sowie die norddeutschen Landesregierungen in Sachen Wissenschafts- und Forschungspolitik berät. Die Wissenschaftlichen Referenten arbeiten dort jeweils zu einem fachlichen Schwerpunkt. Sie bereiten Gutachten vor, organisieren Arbeitsgruppen, die zum Beispiel Potenzialanalysen durchführen, und entwickeln Leitfäden. Stehen beispielsweise bestimmte Forschungseinheiten oder Forschungsprojekte auf dem Prüfstand, werden die Evaluationsverfahren von den Wissenschaftlichen Referenten der WKN inhaltlich vorbereitet und organisiert. Laut Pätzold sollten sich potenzielle Referenten vor allem eines vor Augen halten: "Wissenschaftliche Referenten begleiten die Wissenschaftler, unterstützten und fördern sie, arbeiten allerdings kaum noch selbst wissenschaftlich".
Vielfältige Aufgabenfelder für Wissenschaftliche Referenten
Für Stefanie Rohrer war das von Anfang an klar. Sie ist Wissenschaftliche Referentin im Präsidialstab der Technischen Universität München (TUM). "Durch die Nähe zur Wissenschaft bleibe ich auf dem Laufenden, aber ich vermisse die Arbeit im Labor nicht", sagt die promovierte Biologin. Ihr aktuelles Hauptprojekt ist ein neues Angebot der TUM, die Massive Open Online Courses (MOOCs). Das sind kostenlose Onlinekurse, die von einer Vielzahl an Teilnehmern ohne Zugangsbeschränkung zu jeder Zeit an jedem Ort wahrgenommen werden können.
Stefanie Rohrer ist Ansprechpartnerin für Dozierende, die sich an der "MOOCs@TUM-Initiative" beteiligen und koordiniert die Zusammenarbeit mit amerikanischen Plattformanbietern. Des Weiteren ist die 32-Jährige die Ansprechpartnerin für Projekte der TU9-Universitäten. In diesem Verband haben sich neun Technische Universitäten in Deutschland zusammengeschlossen. Rohrer betreut die Zusammenarbeit auf der Seite der TUM und bereitet für den Präsidenten Unterlagen für die Mitgliederversammlungen vor. Daneben unterstützt sie ihn in seiner täglichen Arbeit.
Auch Dirk Sawitzky schätzt die Vielfalt an seinem Beruf. Er ist Wissenschaftlicher Referent in der SPD-Bundestagsfraktion. Der Historiker beschäftigt sich dort mit der Außen- und Sicherheitspolitik. "Es ist immer irgendwo auf der Welt eine Krise", erzählt Sawitzky. Seine Aufgabe: Die Fraktion bei der Positionsfindung unterstützen. Er verfolgt die aktuellen Entwicklungen im jeweiligen Land und macht Vorschläge, mit welcher Position die Fraktion nach draußen gehen könnte. Seine Quellen sind nationale und internationale Presseberichte aber auch Kontakte zu Mitarbeitern in entsprechenden Institutionen, wie etwa das Auswärtige Amt und die UNO. "Wir befassen uns mit wechselseitigen Themen und immer neuen Ländern", so der 47-Jährige. Langweilig werde einem dabei nie, allerdings wünsche er sich manchmal etwas weniger Krisenherde: "Die emotionale Belastung, sich immer wieder mit Krisen wie etwa Syrien zu befassen, ist doch sehr hoch", beschreibt Sawitzky, "ich sehne mich gelegentlich nach Themen, bei denen es nicht immer um Leben und Tod geht."
"Eine sorgfältige, ergebnisorientierte und selbständige Arbeitsweise ist hier gefragt"
Da sich die Themenlage von heute auf morgen ändern könne, sei vor allem die Fähigkeiten, sich kurzfristig umstellen und sich schnell mit neuen Themen befassen zu können, eine wichtige Voraussetzung, sagt Sawitzky. Wer sich, wie er, mit internationalen Themen befassen will, sollte auch gute Englischkenntnisse und kulturelle Kompetenzen mitbringen. Ganz wichtig sei auch Stressresistenz. Stefanie Rohrer hält Organisations- und Koordinationsfähigkeiten für besonders wichtig: "Eine sorgfältige, ergebnisorientierte und selbständige Arbeitsweise ist hier gefragt".
Auch Erfahrung im Projektmanagement könne von Vorteil sein. Für Mathias Pätzold ist außerdem der fachliche Hintergrund entscheidend. In der Geschäftsstelle der WKN seien die Referenten jeweils für die Fächergruppen zuständig, die ihrem eigenen Hintergrund entsprächen. Dies ermögliche oft eine erste Einschätzung von Forschungsvorhaben und -feldern durch die Referenten und vereinfache beispielsweise die Suche nach Gutachtern. Er warnt allerdings davor, sich zu sehr zu spezialisieren: "Wer sich allgemeineren Fragestellungen öffnet, verbessert seine Chancen", so Pätzold.
Ein- und Aufstiegsmöglichkeiten für Wissenschaftliche Referenten
Die Ein- und Aufstiegsmöglichkeiten hängen laut dem WKN-Generalsekretär stark von der Größe der Organisation ab. Im Fall von Dirk Sawitzky sind sie begrenzt, durch die flachen Hierarchien in der Fraktion bleiben nicht viele Möglichkeiten. "Wer in Ministerien wechselt, hat mehr Möglichkeiten", so Sawitzky, "dafür dauert der Aufstieg auch länger". Je nach Einrichtung sind die Stellen befristet, wie etwa bei Stefanie Rohrer. In der Politik ist der Verbleib oft an die Legislaturperiode und vom Erfolg bei den nächsten Wahlen gebunden, zumindest wer bei Bundestagsabgeordneten angestellt ist. Wer in Fraktionen oder Ministerien arbeitet, bekommt meist unbefristete Verträge. Bezahlt werden die meisten Wissenschaftlichen Referenten nach dem Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst. Abhängig von der Einrichtung und der Position spielt sich das zwischen den Entgeltgruppen 13 und 15 ab. Je nach Bundesland und Stufe, sprich Berufserfahrung, liegt das Bruttojahresgehalt für Wissenschaftliche Referenten damit zwischen 40.000 und etwa 68.000 Euro.
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