Die Positionen der Stakeholder
Was fordern die Stakeholder? Im Folgenden ein Auszug wichtiger Aussagen (alphabetische Reihenfolge).
Jun.-Prof. Dr. Amrei Bahr, #IchBinHanna: Eine Anschlusszusage mit einer Ziel- und Leistungsvereinbarung müsse gleich nach der Promotion bei der ersten Anstellung als Postdoc gegeben werden. Bei Erfüllung der Vereinbarung erfolgt die unbefristete Anstellung.
Prof. Dr. Katja Becker, Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG): Positiv am BMBF-Eckpunktepapier sei, dass ungenutzte Zeiten aus der Promotionsphase der Postdoc-Phase angerechnet werden können. Für Drittmittelangestellte dürfe es keine zeitliche Obergrenze der Befristung geben. Kritisch sehe die DFG die Öffnung der Tarifklausel.
Canan Denli, Leitung der Geschäftsstelle der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen (bukof): Eine Höchstbefristungsgrenze von drei Jahren sei „genau das Gegenteil einer verlässlichen und planbaren Wissenschaftskarriere“. Die individuellen Rahmenbedingungen, vor allem von Frauen und Personen mit Care-Aufgaben, müssten berücksichtigt werden.
Dr. Yvonne Dorf, Geschäftsführerin des Deutschen Hochschulverbands (DHV): Das Eckpunktepapier sei eine solide Diskussionsgrundlage, drei Jahre Höchstbefristungsdauer allerdings „deutlich zu kurz und sachlich unangemessen“. Eine wie von #IchBinHanna geforderte sofortige Anschlusszusage hält sie für nicht finanzierbar. Sie fordert eine dreijährige, frühe Postdoc-Phase (R2), danach müsse es eine verbindliche Aussage geben, welcher Karriereweg für die jeweilige Person sinnvoll sei. Bei entsprechender Eignung müsse eine verbindliche Zusage für eine unbefristete Stelle erfolgen.
Dr. Andreas Keller, Stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW): Die vom BMBF anvisierte Verkürzung auf drei Jahre sei „ein schwerer Fehler“. Er forderte eine sechsjährige Postdoc-Phase mit einer Entfristungszusage nach ein bis zwei Jahren bei Erreichen „transparenter, klar definierter und erreichbarer Ziele“.
Prof. Dr. Robert Kretschmer, Die Junge Akademie: Es sei problematisch, dass im BMBF-Entwurf die Stellenkategorien R2 (Recognized Researcher, frühe Postdoc-Phase) und R3 (Established Researcher) „in einen Topf geworfen“ würden. Angesichts der Pluralität der Fächer sei es sinnvoller, keine allgemeine Höchstbefristungsdauer zu definieren, sondern diese durch die jeweiligen Fachkommissionen festlegen zu lassen.
Dr. Mathias Kuhnt, Netzwerk für gute Arbeit in der Wissenschaft (NGAWiss): Bei einer maximal dreijährigen Postdoc-Phase sei zum einen die Phase der Unsicherheit viel zu lang, zum anderen „der Druck, in kürzester Zeit wissenschaftliche Ergebnisse herbeizuzaubern, maximal“. Dies sei weder im Sinne der Weiterentwicklung der Person noch im Sinne des Qualitätsanspruchs der Wissenschaft. Er fordert mehr Anreize für die Länder, die Strukturen zu verändern. Nach der Promotion müsse es verlässliche Absprachen geben.
Prof. Dr. Steffen Mau, #ProfsfürHanna: Es brauche einen Systemwandel: unbefristete Stellen auch neben und unterhalb der Professur, andere Publikationsstrategien („Slicing“) sowie verbindliche, definierte Entfristungsquoten für die Hochschulen. Es müsse ein Gesamtpaket geschnürt werden, das über das WissZeitVG hinausgehe, unter anderem müsse zusammen mit den Ländern auch die Finanzierungsstruktur „angefasst“ werden. Die Chance müsse jetzt genutzt werden, „viele wollen sich bewegen“.
Prof. Dr. Anja Steinbeck, Sprecherin der Mitgliedergruppe der Universitäten in der Hochschulrektorenkonferenz (HRK): Erst zehn Jahre nach dem Masterabschluss sei abschätzbar, ob einer Nachwuchswissenschaftlerin oder einem Nachwuchswissenschaftler die akademische Laufbahn zuzutrauen sei (sechs Jahre Promotion, vier Jahre Postdoc). Falls ja, müsse eine verbindliche Zusage für eine dauerhafte Anstellung gegeben werden. Es müsse mehr Tenure-Track-Professuren geben. Insgesamt brauche es einen „Kulturwandel“.
Prof. Dr. Martin Stratmann, Präsident der max-Planck-Gesellschaft (MPG): Deutschland sei ein attraktiver Standort auch für internationale Wissenschaftler:innen, müsse aber noch attraktiver werden. Postdocs müsse genügend Zeit gegeben werden, sich zu qualifizieren; drei Jahre seien hierfür nicht ausreichend. Am Ende der Postdoc-Phase müsse eruiert werden: Ist der:die Wissenschaftler:in bereit für eine Professur? Falls nicht, müsse es Ausstiegsmöglichkeiten geben.
Prof. Dr. Wolfgang Wick, Vorsitzender des Wissenschaftsrats: Die Erprobungszeit (R2) dürfe nicht länger als vier Jahre dauern (mit Ausnahmen), für die R3-Phase präferiere der Wissenschaftsrat den Tenure Track. Die Personalstruktur müsse grundsätzlich verändert werden, unbefristete Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter:innen müssten geschaffen werden. Es bestehe ein „Missverhältnis“ zwischen Grund- und Drittmittelfinanzierung“.
Prof. Dr. Otmar Wiestler, Präsident der Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF): Es brauche transparente, verlässliche Karrierewege; Postdocs müssten viel aktiver in ihrer Laufbahn begleitet werden, damit der für die Person richtige Karriereweg frühzeitig klar und planbar sei. Die Orientierungsphase für Postdocs müsse „mindestens vier Jahre“ dauern. Bei entsprechender Eignung müsse eine mindestens sechsjährige R3-Phase folgen.