Quereinstieg für akademische Pflegekräfte: Praxiswissen ist unerlässlich
Der Praxisbezug ist für Akademiker in Pflegeberufen ein immens wichtiger Ausbildungsbaustein, der nicht vernachlässigt werden darf – auch dann nicht, wenn eine Berufsausbildung nicht Zulassungsvoraussetzung zum Studium ist. Wer ohne vorherige Berufserfahrung ein Pflegestudium aufnimmt, sollte sich konkret informieren, wie die Theorie- und Praxisphasen im Studium geregelt sind.
Pflegefachkräfte sind im Arbeitsalltag oft mit „allzu menschlichen“ Situationen konfrontiert, auf die sie theoretisches Fachwissen nur bedingt vorbereiten kann. Nicht umsonst war die abgeschlossene Berufsausbildung lange Zeit eine Grundvoraussetzung für den Zugang zu einem Pflegestudiengang. Als akademische Quereinsteiger gelten daher nicht Pflegekräfte ohne Abitur, die sich auf akademischem Weg weiterbilden, sondern vor allem Studienanfänger ohne Berufspraxis.
Ihr Weg in den Job ist trotz geplanter Praxisphasen noch mit einigen Hindernissen verbunden. Der Deutsche Pflegerat e. V. wies im März 2021 in einem gemeinsamen Statement mit der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft darauf hin, dass die Zahl der Studierenden in den primärqualifizierenden Pflege-Studiengängen 2020 rückläufig gewesen sei: Nur 50 Prozent der Studienplätze seien besetzt gewesen. Als Gründe nannten die Pflegeexperten unter anderem eine fehlende Vergütung für die Praxiseinsätze der Studierenden und eine noch unzureichende personelle und materielle Ausstattung der Hochschulen.
Was verdienen Akademiker in der Pflege?
Die Gehälter für Pflegefachkräfte mit und ohne akademischen Abschluss variieren je nach Qualifikation, Arbeitgeber, Berufserfahrung und konkreter Tätigkeit. Im öffentlichen Dienst, in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen wird in der Regel ein Tariflohn gezahlt.
Maßgeblich ist auf kommunaler Ebene die 2017 eingeführte Entgeltordnung für Gesundheitsberufe (TVöD-P). Pflegekräfte mit dreijähriger Ausbildung werden mindestens in die Entgeltgruppe P 7 eingruppiert, je nach Tätigkeit und Verantwortung auch höher. Für Pflegekräfte mit Leitungsfunktion beginnt die Eingruppierung bei Gruppe P 9 und für Beschäftigte mit wissenschaftlicher Hochschulausbildung, die eine ihrer Qualifikation entsprechende Tätigkeit ausüben, bei Gruppe P 13. (Quelle: ver.di).
Folgende monatliche Brutto-Vergütungen in Euro sieht der TVöD-P nach Entgeltgruppen und Stufenzuordnung vor (gültig vom 1.4.2021 bis 31.3.2022):
Seit 2020 gibt es außerdem den Mindestlohn für Pflegekräfte, für die der TVöD nicht greift. Für examinierte Kräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung oder Bachelor-Studium liegt dieser ab dem 1. Juli 2021 bei 15 Euro pro Stunde, ab dem 1. Juli 2022 erhöht er sich auf 15,40 Euro pro Stunde. (Quelle: Arbeitgeberverband Pflege).
Grundsätzlich gilt: In der Pflege wird man noch immer nicht reich, allerdings verdienen Akademiker insbesondere außerhalb der aktiven Pflege – etwa als Pflegemanager, Dozenten oder Controller – oft überdurchschnittlich. Auch für Pflegekräfte, die direkt am Patienten arbeiten, lohnt sich ein Studium in finanzieller Hinsicht häufig, wenn sie dadurch etwa zur Pflegedienstleitung oder zur Advanced Practice Nurse aufsteigen können.